Die fortschreitende Digitalisierung soll in den kommenden Jahren in Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft zu weitgreifenden Veränderungen führen und gilt als große Herausforderung. Die innovative Mikrotechnikbranche, die den technischen Fortschritt maßgeblich mitgestaltet, empfindet die Digitalisierung aber nicht als Umbruch.
Laut Branchenbefragung des IVAM Fachverband für Mikrotechnik schlägt sich die Digitalisierung in der Mikrotechnikbranche ganz konkret in Produkt- und Prozessinnovationen sowie Projekten nieder. Zwei Drittel der Unternehmen und achtzig Prozent der Forschungseinrichtungen beschäftigen sich auf die ein oder andere Weise aktiv mit der Digitalisierung. Für ein Drittel der Branchenvertreter stellt die digitale Transformation jedoch keine neue Entwicklung dar, da sie sich schon in der Vergangenheit stetig mit neuen digitalen Technologien beschäftigt haben.
Vor allem auf die FuE-Tätigkeit in der Mikrotechnik hat die digitale Transformation einen deutlichen Einfluss: 37,7 Prozent der Forschungseinrichtungen in Europa entwickeln neue Produkte oder Technologien für die Digitalisierung. In der Industrie hat die digitale Transformation bisher knapp ein Fünftel der Unternehmen zur Entwicklung neuer Produkte oder Technologien angeregt. Ein etwas höherer Anteil der Unternehmen (23,5 Prozent) peppt seine etablierten Produkte auf – zum Beispiel mit Schnittstellen oder Apps – um sie für digitale Anwendungen fit zu machen. Ebenfalls ein Fünftel der Unternehmen musste an seinen bestehenden Produkten oder Technologien gar nichts ändern, damit sie in digitalen Anwendungen eingesetzt werden können.
Zwar werden im Schnitt bei einem Fünftel der Unternehmen Produktionsprozesse und Organisationsabläufe digitalisiert, doch auch dies führen nur wenige auf einen neuen Trend zurück. In nur zehn Prozent der Unternehmen hat die digitale Transformation zu spürbaren Veränderungen in den internen Abläufen geführt. Auch hier wird die Digitalisierung offenbar nicht als Umbruch empfunden.
„Trotz ihrer Vorreiterrolle bei der Entwicklung und dem Einsatz von Spitzentechnologien müssen die Mikrotechnikunternehmen sich auch strategisch mit dem Thema Digitalisierung befassen, wenn sie langfristig marktfähige Produkte und Technologien bereitstellen wollen“, erklärt IVAM-Geschäftsführer Thomas Dietrich. „Die Unternehmen unterschätzen häufig, wie stark sich im Zuge der Digitalisierung die Lieferbeziehungen und die Erwartungen der Kunden verändern werden.“
Bisher räumt laut IVAM-Befragung nur knapp ein Fünftel der Unternehmen dem Thema genug Priorität ein, um es strategisch anzugehen. Nur wenige Unternehmen haben bereits an ihrem Geschäftsmodell gefeilt und bieten neue Dienstleistungen an. Ein Drittel der Organisationen hat nicht genügend Manpower, um die Digitalisierung konsequent umzusetzen; beziehungsweise werden die personellen Kapazitäten für andere Aufgaben benötigt, denen eine höhere Priorität eingeräumt wird.
Die Informationen wurden vom IVAM Fachverband für Mikrotechnik im Zuge seiner jährlichen Wirtschaftsdatenerhebung bei europäischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Mikrotechnik ermittelt.